Zwischen schwarz und weiß tun sich Wortwelten auf; schwarz auf weiß steht es dann hier ↓
Zwischen schwarz und weiß tun sich Wortwelten auf; schwarz auf weiß steht es dann hier ↓
Der Fährmann
Zehn vor acht in der Flussmitte
Der schon jetzt
seine Augen weit flussabwärts
laufen lässt
Das herannahende Ufer
das seine Gedanken zurückholt
Aufs Schiff
An die Schalthebel
Die Uhr am Handgelenk
die sich seinen unsicher gewordenen Blick einfängt
Ein zweites Erwachen
Dort und
Hier
Das Rufen in die Kälte
Als Antwort
Erinnern
Würde für einen Augenblick
Der schwerhängende Himmel
Aufreißen von dort oben
In meine Wortfetzen
Strahlen
Dieses Schneekristall
Dort vor dem Fuß
Würde zum Regenbogen
Verglühen
[Georg Takl, reloaded]
Ein Rudel Raben
umwebt ruhig die Steinskelette
Unter strenger Beachtung
der Hoheitsrechte
Babels Turm entzaubernd
Schon wächst ein neues Grün der Erde
Den Fuß bespielt mit Scham die zarte Luft
Doch fahle Haut den Sommer oft begehrte
Und weiß vom Ende, das mit Andacht ruft
Noch immer bläht sich Blut der frühen Jahre
Treibt mit dem Löwenzahn sein keckes Spiel
Der hat geruht – ich poche auf das Wahre
Der Menschenzeit, die manchmal reicht ans Ziel
Bald wird der Himmel Weite sich ergießen
Und retten manch umsorgten Tag
Wir sollten pralle Wörter uns erschließen
Die in sich tragen, was uns beistehn mag.
Du Freund der letzten Tage
Vielleicht mahnt jetzt dein Ruf
Befragst die hellen Töne
Gejuchzt im Frühlingsduft
Belass der Gräser Blühen
und Welken – ohne mich
Die Amsel mag ihr Singen
Der Dämmrung widmen fürsorglich
[in memoriam T. v. Z.]
Hände über dem blanken Papier
ahnen Pfade des Säglichen
Geschlungen um Stunden des Reisens
Da! ein Kind schreit draußen
Vor dem Kopfhörer
Kreidefressend antwortet EC Verdi
Bin eure bleiche Mutter
Die Eile
Feuerwalzen über dem grünen Äquator
Radieren aus im Sekundentakt
Das flirrende Wogen der Baumriesen
Die Gesänge der Brüllaffen
Dort so weit
Weltweites Geplapper auf den Monitoren
Schwerer Regen fällt wohl schon bald
Oh Lord, I didn´t hear nobody pray.
Heimlich inmitten meines trunkenen Lebens
Biegen sich Halme des Bambus – ermattet
Schwer sind die Rispen aus fremden Ländern
Dem Kairos geweiht das verzauberte Gras
An der Kehle der Zeit das Millennium endet
Wenn seltene Blütenschauer trauern
Als Zeitgenossen stehen hier und drüben
Noch Bäume des Lebens am Rinnsal gepflanzt
Eilig begreifen wir das Reife
Die Frucht aus Eden
Das gestundete
Wort
[für J.B.]
Komm zurück Schwalbe
Bring mir meinen Sommer
Und deinen Winter dort wieder
Jährliche Flugbahnen
zerschneiden meine Kleinwelten
Denkst darüber nicht nach
Wie über deinen Abschied
Komm noch einmal Schwalbe
Wandle mir deinen Winter
in meinen Sommer
Komm
Zurück
Den Abschied heute nicht nur mir
Auf den immerwarmen Drähten
des Südens erinnere dich
Bring mir meinen Sommer zurück
Die beißenden Sonnenstrahlen von gestern
sind zahnlos geworden
Die ersten taumelnden Blätter
der Platanen treiben schon
Wohin
Im zögernden Schritt der Passanten
Macht sich Wehmut breit
Alors ça fera deux Pastis
Reim Dich oder ich fress` Dich
Zu Michel Houellebecq: „Gestalt des letzten Ufers“ (DLF-Audio)
DLF-Büchermarkt mit neuen Gedichtbänden als Podcast
Buchstaben, Farben, Formen entdecken Loyalitäten - und nun Du! ↓