Zwischen schwarz und weiß tun sich Wortwelten auf; schwarz auf weiß steht es dann hier ↓
Zwischen schwarz und weiß tun sich Wortwelten auf; schwarz auf weiß steht es dann hier ↓
An einem späten Novembertag
Kraniche schrien noch am Nachmittag
Sich anzufreunden
Dort am Rheinufer
Mit einem eher unbeteiligten
Stumm beschneiten Kiesel
Ihn nach kühnem Gedankenspiel
In der rechten Wurfhand
Zwischen Daumen Zeigefinger Mittelfinger
Zurechtzulegen
Sich dabei zu erinnern grinsend
An abertausend frühere
Dann den angewärmten Findling
Wuchtig und beherzt
Hinauszuschleudern
Zuerst ins Reich der Schneewolken
Dann das Stürzen
Tief und tiefer
Bis an die Wasserhaut
Im Zeitraffer
Blinzelnd zu verfolgen
An einem späten Novembernachmittag
Zu sehen
Wie das nasse Spannlaken
Eine Tür lautlos
Schließt
Verstummt.
Dabei wäre mit einem Atemzug mein unerhörtes Leben zu denken
Schwing die Axt nur
Treib tief deinen Logos
In die Zeitringe
Auch deiner mühseligen Jahre
Spreng mein Blut – versuchs
Doch atme anders die Jahre
Die Luft entlang der Ringe
Dann schneid sie in die Haut
Den Rotbuchen
Wie Verliebte im Mai
Aber wie
Wenn ich liebe wenn
Ich den Atem zur Stille finde
Zwischen den Scherben
Mag sein
Niemand verweilt dort ohne Not
Unsere zerschnittenen Füße
Trinken den Morgentau
Dreimal so weit wird es sein
Dreimal so weit
Dreimal
Stein und Bein wurzeln
Zur Reglosigkeit
Verspreche ich mich
Im Blaudunst
Der Zypressen
Du da
Dich suchte ich
Manches Mal
Flüchtete ich
Zu dir und deinesgleichen
Mit Blicken entlang des Bettes
Tastenden Fußsohlen und
Flachem Atem
Wie aber beten ohne Sprache
Sing du mir
Deiner Tage und Nächte Choral
Mit Urmurmeln berausche mich
Vom Grund
flach über die schädeldecke
spannt sich das
graue gedankentuch
drüber nichts drunter
hier bin ich
hier muss ich
würde
für einen moment nur
zerreißen
lösen sich das erdenzelt
zerstürbe im augenblick
meine sehnsucht.
septembersturm schreit um sich
treibt machtvoll vor sich her
wasser
durch die luft
reisst zweige
ja
sogar bäume ins verderben
nur wer jetzt wurzeln kann
im erdreich ankern
bricht nicht
wenn der Winter wettert ohne nachsicht
Hinansteigende Fußsohlen
dem Rotblaugrün entgegen
Die Sonne fällt
und tauscht das Licht mir aus
Dein Busen labt sich
im betagten Licht der Himmel
Als Teil der gelben Sandluft
die bald in Ruhe blüht
Stumm bewegt die Tide das Schiff
Schiebt und zerrt ans Dock sich die Welt
Blutschweiß der Bauern steingrün die Bananen
Die Klagen treffen im Weltwasser sich
Strecken sich Kranhälse gierig nach Süden
Vergeblich der Ruf nach fairem Geschäft
Für den Schlund wird geraubt das feiste Futter
Und meine Tränen um nichts in der Welt
Kommt ein Vogel geflogen
–
siehst nicht das Abendlicht
ahnst nicht die gläserne Lüge
die verspricht des Gartens blaue Weite
hast geträumt nur einen Sommer lang
und die Lust der Zeiten
auch den Taumel des Gleitens?
Hast mich erschreckt so laut
Aufprall zur Tagesschau
So ähnlich im Klang – doch bleiben
Rhythmus und Tonfall zu scheiden
Bist gestürzt hast wund gelegen
sinnst zuckend dort dem Tod entgegen
Kämpfst anders du – hast andere Ruh
stirbst sehend gar dem Anfang zu?
Reim Dich oder ich fress` Dich
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