Zwischen schwarz und weiß tun sich Wortwelten auf; schwarz auf weiß steht es dann hier ↓
Zwischen schwarz und weiß tun sich Wortwelten auf; schwarz auf weiß steht es dann hier ↓
Gelächer zwischen den Pappdeckeln
Hohe Welt der Muse und des Marktes
Wo war deine Heiterkeit und
Dein Gewinn
Als ich mich sorgte
Blutroter Mond
Stillst meine Sehnsucht nicht
Die mich schwarz und schwer befällt
Wo war deine Antwort
Als ich dich anbellte
Der Stunden Zeiger geht dir nach
Zu kurz der Schenkel, der sich müht
Das Laken – ich betreu es wach
Erhitzen Auges, das schon sieht
Wie du dich näherst rotgebrannt
Ich hab mich schwer getan – gebannt
Ein Leben, das ohn dich geschieht
Doch pulst in mir bis unters Dach
ein Schlag, der gern mit dir vergeht
Der große Zeiger geht dir nach
[San Gimignano]
Erregte Türme speien alte Kunst
Sehr mutig müd gewordnen kalten Gassen
Hier blüht Geschlechter Lust und Stil
Nur jenen, die vom Fluss der Zeit sich nähren lassen
Dort drüben nehmen sich ganz andre Kinder
den alten Steinplatz für ein kläglich neues Spiel
Sie suchen sich im Meer der Moden
Und alle trennt, was gestern noch gefiel
Wer sucht des Jahres Lauf zu deuten
Dem sprechen wundersame Töne sich ins Ohr
Des Kuckucks Terz – sie prägt den Chor der Jungen
Ein Schrei nach Dauer, der sich schon verlor
[vox humana]
So schrei doch!
Plapper weiter noch
trägst und birgst Gebete du mit Wucht
Ach, deine Zunge ist festgezurrt
Mit Wortwitz nach Plan eingelagert
Schon früh im Holozän
Erscheint ER
Hast nicht geahnt solche Größe
Musstest dienen der Hybris Babylons
Bis heute
Doch bald schlag zu!
Sammle dann die Verirrten
Zu dienen
Deiner Weisheit
Ermattet stürzen die Kleider nach unten
Lassen Haut und Herz so nackt dastehn
Eben noch waren wir liebend verbunden
Halt mich von ferne! das wird bestehn
Den Sommer erwarten wir allenthalben
Wag es jetzt ihm entgegen zu spähn
Kein Tasten! kein Zögern! das Fieber lass walten
Gestriger Zweifel – heut darfst du verglühn
Geleerte Kaffeetassen
Dort im Spätsomnmerlicht
Nah zusammen die Henkel
Blickrichtung Südsüdwest
Ja! dorthin wieder
Der Apfelkuchenrest bleibt für länger
Drüben der Kirschbaum
Hält sich mit Sprüngen und Spalten
Trotzt den Winden
Gebiert sich entzieht sich
Jahr um Jahr
Hat sein Wissen um alles
Von weit her
Dreh dich um
Tauch ein in den roten Rosenblust
Und ströme und fliege und jauchze
Deine Nase sie färbt sich ein
Steigt mit den Hummeln trunken
In die Lüfte
vor augen die streunenden blätter
noch zögern sie taumeln zurück
im aufwind
zwischen himmel und erde
unter den brennenden füßen atmet sich
meter um meter
stunde um stunde
der sommer aus
im rücken das beharrliche drängen
von weit vom anfang her
gedehntes atmen
unter einer geschlossenen wolkendecke.
Der Rückblick zärtlicher als zuvor
Kein Lidschlag vor geweiteten Pupillen
Die Blautöne im Grauen obsiegen
Im Zeitraffer: Schön und gut.
Dort drüben halten sich schon jetzt
Forsythie Kornblume Aster aneinander fest
Ohne Zutun wechselt auch meine Hautfarbe
Eins und eins wird abgerechnet
Am Schluss.
Zwischendrin wird sorgsam ausgelöffelt
Verkostet Brocken um Brocken
Was übrig blieb und ohne Kairos
Den Rest der Stunden ordnet ein zuckender Zeiger
Dreh dich nicht um und folge
Den pulsierenden Stummelfarben.
An einem späten Novembertag
Kraniche schrien noch am Nachmittag
Sich anzufreunden
Dort am Rheinufer
Mit einem eher unbeteiligten
Stumm beschneiten Kiesel
Ihn nach kühnem Gedankenspiel
In der rechten Wurfhand
Zwischen Daumen Zeigefinger Mittelfinger
Zurechtzulegen
Sich dabei zu erinnern grinsend
An abertausend frühere
Dann den angewärmten Findling
Wuchtig und beherzt
Hinauszuschleudern
Zuerst ins Reich der Schneewolken
Dann das Stürzen
Tief und tiefer
Bis an die Wasserhaut
Im Zeitraffer
Blinzelnd zu verfolgen
An einem späten Novembernachmittag
Zu sehen
Wie das nasse Spannlaken
Eine Tür lautlos
Schließt
Verstummt.
Dabei wäre mit einem Atemzug mein unerhörtes Leben zu denken
Schwing die Axt nur
Treib tief deinen Logos
In die Zeitringe
Auch deiner mühseligen Jahre
Spreng mein Blut – versuchs
Doch atme anders die Jahre
Die Luft entlang der Ringe
Dann schneid sie in die Haut
Den Rotbuchen
Wie Verliebte im Mai
Reim Dich oder ich fress` Dich
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